Ein Beispiel aus der heutigen Zeit
mit unzulässiger Analogiebildung: Kinesiologie.
Hierbei handelt es sich um eine heutzutage durchaus verbreitete Heil- und Behandlungsmethode. Und Patienten und wohl auch die Therapeuten glauben dabei offenbar an den nachfolgend beschriebenen Sachverhalt:
Man stellt sich vor, dass der menschliche
Organismus eine Art ganzheitliches Wesen ist mit höherem Wissen
und Wahrnehmungsfähigkeiten. Aber der Organismus kann dieses
Wissen dem Bewußtsein irgendwie nicht mitteilen. Stattdessen
besteht. ("...er - der Organismus - weiß am besten, was
ihm guttut, was ihm hilft, was ihm fehlt oder was ihn stört")
eine Wechselwirkung mit den Muskeln. ("Eine körpereigene
Feedbackschleife"). Das Wissen kann sich den Muskeln mitteilen
und man kann die Antworten über Messung und Beobachtung
abfragen. Dazu hebt der Patient einen Arm und der Therapeut versucht
diesen herunterzudrücken. Normalerweise hält der Arm dem
Druck problemlos stand. Berührt der andere Arm etwas für
den Organismus Schädliches (ein Gift oder ungeeignetes
Medikament, eine kranke Körperstelle oder auch ein unpassendes
Lehrmaterial) so läßt sich der Arm leicht nach unten
drücken. Der "Stressor" blockiert die durch den Körper
fließemde Energie, sämtliche Muskeln werden schlagartig
geschwächt..
Zur Methode heiß es beispielsweise:
„Über das Feedbacksystem des Muskeltestens gelingt es der AK, den Körper auf einfache Art direkt zu befragen. Solche Fragen können etwa sein: " Ist ein bestimmtes Heilkraut, eine Blütenessenz, ein homöopathisches Mittel hilfreich für den Betroffenen? Ist ein bestimmtes Nahrungsmittel, eine (vorgestellte) soziale Situation für ihn ungünstig oder streßbesetzt?"
Das Ganze ist ein primitives
Analogiemodel (etwa zur Physik des statischen Gleichgewichtes), das
auch noch vielfältige wissenschaftliche Termini benutzt. Der
Gültigkeitsbereich solch einfacher physiklischer
Beschreibungsmöglichkeiten wird diskussionslos auf eine viel zu
komplexe Situation ausgedehnt.
Das Modell hat sicher psychologische und soziale
Wirkungen, beschreibt aber sicherlich nichts Reales. Das verwendete
Begriffssystem (Bewertung -- gut -nicht gut) ist viel zu einfach, um
die komplexen Strukturen menschlicher Befindlichkeit zu erfassen und
deren Zusammenhänge zu beschreiben. Man hat es hier mit
willkürlichen erdichteten Korrelationen zu tun.
Es werden
hier und bei ähnlichen Konzepten gerne Begriffe aus der Physik
oder Mathematik benutzt, wobei die Verwendung rein sachlich meist
unsinnig ist, aber wohl wissenschaftlich klingt: „Körpereigene
Feedbackschleife / Energieblockaden / Energiemodell / energetische
Ungleichgewichte „
Ein Beispiel mit
methodischen Lehren: Craniometrie:
Als Folge
gewisser Naturgesetze (oder nach dem Willen einer höheren
Schöpfermacht) gibt es eine bestimmte Rangfolge unter den
Menschen und Menschentypen, die sich in Form und Größe des
Schädels wiederspiegelt.
Daraus folgt der Auftrag an die
Wissenschaft: Diese Beziehung zwischen Leistungsfähigkeit und
Wert der Menschen einerseits und der Schädelmorphologie
andererseits aufzufinden und zu verifizieren.
Das gilt
vielfach als Beispiel für fehlende Objektivität und
Voreingenommenheit der Wissenschaft.
Aber: Warum wurde dieser
Versuch zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben? Die Vertreter
dieser Disziplin prüften und vermaßen tatsächlich!
Und trotz aller subjektiven Voreingenommenheit und Fehler versandete
der Ansatz einfach, verlief sich infolge fehlender positiver
Ergebnisse im Sande. Derartiges
ist im Bereich der Naturwissenschaft üblich, in anderen, etwa
der Esoterik, nicht.
Leider gab es im Umfeld
derartiger (sachlich gescheiterter) Versuche noch schlimme soziale
Auswirkungen.